
Kurt Hörbst
People Scans
Mobiles, partizipatives Fotostudio
im Rahmen der Künstlerresidenz in Clervaux
ehemaliges Brauhaus,
montée du Château
Clervaux
Scannen ist ein Prozess, der mit Daten, Objekten, Bildern oder Codes in Verbindung steht. Ein digitales Unterfangen, das nur den Bruchteil eines Augenblicks benötigt.
Das Scannen von Menschen bedeutet dann schon etwas anderes und greift in weniger alltägliche Bereiche ein. Vielleicht in medizinische? So könnte man die „People Scans" intuitiv mit Forschung, Gesundheitswesen und Ärzten in Verbindung bringen?
Heute werden Menschen gescannt. Zum Beispiel am Flughafen. Das Durchleuchten soll Klarheit verschaffen über die unbekannte Person.
Der Akt des Scannens scheint kein neutrales Verfahren. Eher ein politisches? Ein Eingriff, der sich auf das Individuum konzentriert und es aber gleichzeitig ignoriert, zum Wohl der Gemeinschaft...
Kurt Hörbst kann die Situation entschärfen. Die „People Scans" sind ein rein fotografisches Projekt, ohne medizinischen Kontext oder politischen Rahmen. Der österreichische Fotograf scannt Freiwillige um sie zu porträtieren.
Gleich wie bei einem CAT-Scan (computer-assisted tomography), setzen sich die Endbilder aus mehreren Einzeleinstellungen zusammen. Hier werden jedoch nicht die inneren Strukturen des Körpers offengelegt, sondern es wird nur ein oberflächliches Gesamtkörperporträt erstellt.
Entgegen den heutigen Erwartungen verlangt dieser Arbeitsprozess Disziplin und Stillhalten beim Model. Die Bewegungslosigkeit für einige Minuten ermöglicht die spätere Verschmelzung von 15 bis 20 Zentralperspektiven zu einem einzigen Bild. Die lineare Bewegung der Kamera widerspricht demnach dem Prinzip der Fotografie: die Sicht aus einem bestimmten Punkt ist aufgehoben. Das fertige Bild stellt perspektivisch gesehen eine Unmöglichkeit dar. Die abgebildeten Personen wirken durch diese „überdetaillierte" Gesamtansicht etwas befremdlich, zugleich aber auch lustig. Das Projekt erweitert das Genre des „Ganzkörperporträts": Scans machen ganze Leute.
Text: A. Meyer, Clervaux - cité de l'image
http://people-scans.com/