BIRDWATCHER (2010-2025)

In seiner Fotoserie Birdwatcher nutzt Pasha Rafiy die vielschichtige Bedeutung des Vogels, um gesellschaftliche Zustände zu reflektieren. Der Vogel erscheint dabei sowohl als Beobachteter wie auch als Beobachtender - als vermittelnde Figur, durch die soziale, historische und ökologische Fragen angedeutet werden.

Als kulturelles Symbol steht der Vogel zugleich für Freiheit und Unerreichbarkeit, aber auch für Macht oder Repression. Rafiy macht sich aber auch die Perspektive von und auf Vögel zunutze, um Betrachtungsweisen zu hinterfragen: die Vogelperspektive verweist auf eine Position oberhalb des menschlichen Blickwinkels, die eine Wahrnehmungsweise über die gewohnte Sicht hinaus ermöglicht. Das titelgebende Birdwatching, die Vogelbeobachtung, wiederum erfordert genaues wie geduldiges Hinsehen, um äußere, typische Merkmale, Verhaltensweisen oder zurückgelassene Spuren wahrzunehmen.

Bei der Durchsicht existierender Fotos fand Rafiy Motive von Vögeln als solche, die nie nur auf sich selbst verweisen: als stille Zeugen politischer Umbrüche, als Spuren gewaltvoller Geschichten oder als Symbole des Übergangs zwischen Leben und Tod. Sie stehen ebenso für die Faszination, die Schwerkraft zu überwinden, wie für die Sehnsucht nach einer intakten Natur – vor dem Hintergrund zunehmender ökologischer Krisen.

Zwischen Flüchtigkeit, Vereinnahmung und Widersprüchen verdichtet die Serie ein komplexes Bild der ambivalenten Beziehungen zwischen Mensch und Natur, zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

Biografie

Pasha Rafiy (*1980 in Teheran) lebt und arbeitet in München und Wien. Er studierte Publizistik an der Universität Wien und arbeitet seitdem im Spannungsfeld von Fotografie, Film und visueller Erzählung. Seine Arbeiten wurden unter anderem im Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean, bei Les Rencontres d’Arles sowie in der Konschthal Esch gezeigt. Neben mehreren Einzelausstellungen realisierte er dokumentarische Filmprojekte wie Europa (2014) und Foreign Affairs (2016) und war 2017 für die Trophées Francophones du Cinéma nominiert. Werke befinden sich in öffentlichen Sammlungen, darunter in denen des MUDAM, des CNA und der Stadt Düdelingen.

www.pasharafiy.com